Zweitaktöl im Diesel

  • Was mich mal interessieren würde, irgend jemand ist ja mal auf die Idee gekommen, das 2 Takt Öl im Diesel gut ist!? Gibt es den evtl. eine Vorteil? Ich meine, wenn man das Öl als Beispiel nur im Winter fährt oder nur bei jeder 5 Tankfüllung oder was weiß isch! Oder war das einfach eine Schnapsidee?


    Mir hat man immer erzählt, der Motor würde sauberer und heißer verbrennen, dadurch würden Rückstände beseitigt?! Ist da was drann?


    Und bitte mich nicht direkt verbal verhauen, es würde mich einfach interessieren, auch wenn ich das Zeug nicht ( mehr ) in den Tank kippe.

    Gruß Marcus



    V8, aus der Liebe zum tanken!

  • Mal was ganz andreas.....ich bin den Fred noch mal durchgegangen und was soll ich sagen...toll!!!


    So wie hier diskutiert und argumentiert und spaßiert wurde...passt. Trotz dieses hochaufgeladenen Stammtischthemas.


    Mir sagt das, wir Landyfriends können es doch! Lasst uns diesen Stil bewahren.


    Erfreuter Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

    [: ]o#o[ :] SOS - Save old Series [:o]===[o:]

  • Mir hat man immer erzählt, der Motor würde sauberer und heißer verbrennen, dadurch würden Rückstände beseitigt?! Ist da was drann?

    Nein. Die Idee kommt vielleicht vom Militär, wo zusätzlich Öl (zwecks Schmierung) zum Jet-Fuel gemischt wird/wurde, das ist aber ganz was anderes. Einfach lassen.


    Wenn ich bei uns den Badezimmerschrank auf mache, dann sind da gefühlte 12 Mio. Flaschen mit Zaubermitteln, bei denen es die Werbung geschafft hat die holde Weiblichkeit von der Wirkung von Placebos zu überzeugen. Entsprechend sieht es bei Kerlen in der Garage aus :grinning_face_with_smiling_eyes:

  • Mir hat man immer erzählt, der Motor würde sauberer und heißer verbrennen, dadurch würden Rückstände beseitigt?! Ist da was drann?

    Wenn Du das willst, musst Du auch mehr Sauerstoff geben. Aber das verhindert Dein AGR bei unteren und normalen Lastanforderungen, um somit den Stickoxid (NOx) Ausstoß zu reduzieren. Im oberen Lastbereich gibt es dann Luft ohne AGR-Beimischung, aber dafür auch mehr Diesel. Frei nach dem Motto jedem Tierchen sein Pläsierchen, braucht halt jedes Tröpchen Diesel auch seine Menge an Sauerstoff um optimal zu verbrennen. Je mehr Sauerstoff, desto besser, heißer und NOx-stärker. Durch die künstliche Reduktion des Sauerstoff wird es kühler verbrannt und NOX-ärmer und leistungsschwächer. Dafür kommt wieder mehr Ruß bei raus. Achneee....dafür gibt es ja denn den DPF...ein Teufelskreis...


    Mehr Hitze bekommst Du also nur durch die richtige Menge an Diesel und Sauerstoff. Da Diesel brennfreudiger ist als Öl, somit auch schneller verbrennt, verbrennt ohne Öl im Diesel auch mehr Diesel in der zur Verfügung stehenden Zeit. Öl kühlt die Verbrennung also auch noch eher runter, da die Zeit auch eine Rolle spielt.


    Am Lagerfeuer mag das anders sein. Da hat auch das Öl alle Zeit langsam und heiß zu schmoren....


    Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

    [: ]o#o[ :] SOS - Save old Series [:o]===[o:]

  • Ähhhh...ächzz....Biodiesel schmiert besser.

    Glaube ich nicht. Beim Biodiesel (zumindest bei RME) wird die gut schmierende Glyzeringruppe aus dem Rapsöl ausgebaut und eine billige schlecht schmierende Methylgruppe eingebaut ... darum RapsMethylEster.
    Das ganze lohnt sich auch nur deshalb, weil hochwertiges Glyzerin zur weiteren Verwertung anfällt.
    Dass Zweitaktöl eher schadet wird sogar inzwischen in Untersuchungen belegt. Leider habe ich keine Infos, warum das so ist.
    Aber unter den Pflanzenölfahrern ist ja auch bekannt, dass Rapsöl nicht an den Düsen verkokt, während Sojaöl das schon tut. Öl ist also nicht gleich Öl.
    Reine Pflanzenöle haben übrigens chemisch eigenen Sauerstoff dabei und verbrennen deshalb russärmer

  • ok, wenn ich das richtig verstehe, ist es für den Motor ( nicht die Umwelt ) besser, wenn ich kein AGR und wahrscheinlich auch keinen DPF hab ( ok den DPF gibts bei TD5 ja eh nicht serienmäßig )?



    wie auch immer, mein 5l Vorrat 2 Takt Öl verbrauch ich mit `Stihl`.......





    ......Kettensäge und Motorsennse

    Gruß Marcus



    V8, aus der Liebe zum tanken!

  • Ein AGR funktioniert nach dem Prinzip "Was schon mal aufoxidiert ist, kann nicht nochmal oxidieren"
    Darum gibt man dem Motor zurückgeführtes Abgas, dass dann als innertes (weil schon mal verbranntes), also nicht weiter reagierendes Gas an der Verbrennung teilnimmt. Das Problem ist aber, dass bei diesem Abgas jede Menge Schlonz dabei ist, den man nicht brauchen kann und der das AGR Ventil kaputt macht. Ein AGR Ventil ist also sinnvoll um Stickoxide zu reduzieren, aber es ist ein Wartungsteil, was die Autohersteller gerne verschweigen. Eigentlich sollte es turnusmässig alle X Kilometer getauscht werden.


    Der gleiche Effekt sollte eigentlich mit einer Drosselklappe wie beim Benziner erreichbar sein, denn auch da bekommt der Motor einfach weniger Luft, deren Stickstoffanteil zu Stickoxiden oxidieren kann. Der Diesel kann dann nicht mehr ungedrosselt laufen. Aber warum dieser Nachteil nicht zu verschmerzen ist, weiss ich nicht.

  • Die vermeintlichen Vorteile des Zweitaktöls im Diesel sind seinerzeit vom "Sternendoktor" im motor-talk-forum propagiert worden, der dann schnell eine Anhängerschaft um sich scharte. Von dort aus wurden dann die peripheren Autoforen infiziert. Eine große Anzahl von Dieselfahrern sahen in ihm wohl den Messias und das Thema bekam eine beachtliche Eigendynamik.
    Ich hab's nie verstanden, und in den bekannten Landroverforen meine Bedenken bekundet. Als plakatives Beispiel hab ich gern meinen alten Smart mit seinem Mikromotörchen angeführt, der ohne Zumischung irgendwelcher Zusätze (und auch ohne Motorvorwärmung) über 400.000 Km abgespult hat. Ohne Motorschäden, bei der Verschrottung lief er auch noch.

  • habe in den letzten 2 jahren und 90'000km in nord- und suedamerika alles moegliche getankt, vom amerikanischen 10ppm diesel zum 500ppm argentinien diesel zum bolivianischen undefinierten irgendwas (dafuer guenstig :D). ich hatte nur in Kanada/USA etwas probleme mit dem motor (unruhiger leerlauf wenn kalt), da habe ich cetan booster reingekippt und nach ein paar 100km war es weg.
    mein fazit: dem td5 ist es ziemlich egal was reinkommt solange der cetan wert einigermassen ordentlich ist.


    ueber die zilynderkopfdichtung bzw. die pins die den kopf in position halten schweige ich jetzt mal :grinning_squinting_face:

  • Der gleiche Effekt sollte eigentlich mit einer Drosselklappe wie beim Benziner erreichbar sein, denn auch da bekommt der Motor einfach weniger Luft, deren Stickstoffanteil zu Stickoxiden oxidieren kann. Der Diesel kann dann nicht mehr ungedrosselt laufen. Aber warum dieser Nachteil nicht zu verschmerzen ist, weiss ich nicht.

    Dieselmotore benötigen eine konstant hohe Gasmenge damit die notwendige Kompessionstemperatur erreicht wird. In dieses heiße Gas wird im Leerlauf die kleinstmögliche Menge an Diesel eingespritzt. Unterr Vollast wird die gröstmögliche Menge, also bis zur Rauchgrenze, eingespritzt. Das wird als Qualitätsregelung bezeichent.
    Beim Benziner wird die Qualität des Kraftstoff-Luftgemisches über das gesamte Drehzahlband nahezu konstant gehalten.Das wird als Quantitätsregelung bezeichnet. Die Verbrennung geschieht dabei stöchiometrisch; Das Verhältnis der benötigten Luftmenge zur tatsächlichen liegt dabei zwischen 1 und 1,1. Die größtmögliche Leistungsentfaltung ensteht bei einem Verhältnis von 0,8. Dann entsteht jedoch jede Mengo CO, was ja schon seit langem nicht mehr gemacht werden darf.

  • ich hatte nur in Kanada/USA etwas probleme mit dem motor (unruhiger leerlauf wenn kalt), da habe ich cetan booster reingekippt und nach ein paar 100km war es weg.

    Zwei neue Injektoren bekommen, danach happy mit dem Motor in Deutschland, kaum in Kanada getankt fing den unruhige Lauf wieder an. Diverse Tankstellen durch probiert, bei Shell V-Power Diesel lief er dann wieder rund. Was vermutlich ziemlich ähnlich sein wird, wie Cetan Booster rein kippen. Diesel PKW gibt es in Nordamerika kaum, das wäre auch problematisch im kandischen Winter, deshalb dürfte der Diesel auf hubraumstarke Trucks ausgerichtet sein.

  • Das Zumischen von 2 Taktöl soll u.a die Schmierung der Einspritzanlage verbessern.Schwefel hat ebenso hervorragende Schmiereigenschaften wie selbst Aral auf seiner Website betont,der Fredaufwärmer erwähnt den positiven Motorlauf des nordamerikanischen Schwefeldiesels.Warum nicht und in welcher Form unserem Diesel Schwefel beimischen?

  • Das Zumischen von 2 Taktöl soll u.a die Schmierung der Einspritzanlage verbessern.Schwefel hat ebenso hervorragende Schmiereigenschaften wie selbst Aral auf seiner Website betont,der Fredaufwärmer erwähnt den positiven Motorlauf des nordamerikanischen Schwefeldiesels.Warum nicht und in welcher Form unserem Diesel Schwefel beimischen?

    Der Schwefel ist nicht gut fuer die Umwelt (Schwefeldioxid, "saurer Regen"), darum wurden in den letzten ~15 Jahren der Schwefelanteil durch Gesetze massiv reduziert. In Europa ist schon seit laengerem max. 10ppm Diesel vorgeschrieben (In Deutschland seit 2004 oder so?).
    Das Problem in USA/Kanada ist nicht der tiefe Schwefelgehalt sondern der tiefe Cetanwert. Der Cetanwert beschreibt wie zuendwillig (das ist wahrscheinlich nicht das richtige wort) der Diesel ist. Hoehere Cetanzahl = besserer Diesel. In Europa ist billig Diesel so um die 45, Premiumdiesel >52. In den USA ist das hoechste der Gefuehle Diesel mit 42 Cetan... :neutral_face:


    PS: Ich glaube jetpat hat 0.3% Schwefelanteil gemeint, 3% sind 30'000ppm und das waere selbst dem TD5 zuviel, der vertraegt maximal 0.5%, also 5000ppm. (und das bei halbiertem Oelwechselintervall).

  • 2-Taktöl verschlechtert die Zündung des Kraftstoffes bei einem modernen Diesel. Dadurch wird das "Dieselnageln" leiser bzw akustisch läuft er ruhiger.
    Das das nicht gut für irgendwas sein kann, sollte jedem klar sein, der schon mal an einem Zweitaktroller gebastelt hat.
    Und das Märchen der besseren Schmierung ist auch Blödsinn.
    Jeder der Diesel mal an der Hand hatte, weiß das der schon genug schmiert.
    Natürlich gibt es zig Studie aus der Ölindustrie :grinning_face_with_smiling_eyes: , die das anders darstellen.Der Scheich muss ja sein Leben finanziert bekommen.

  • Dieselmotore benötigen eine konstant hohe Gasmenge damit die notwendige Kompessionstemperatur erreicht wird. In dieses heiße Gas wird im Leerlauf die kleinstmögliche Menge an Diesel eingespritzt. Unterr Vollast wird die gröstmögliche Menge, also bis zur Rauchgrenze, eingespritzt. Das wird als Qualitätsregelung bezeichent.
    Beim Benziner wird die Qualität des Kraftstoff-Luftgemisches über das gesamte Drehzahlband nahezu konstant gehalten.Das wird als Quantitätsregelung bezeichnet. Die Verbrennung geschieht dabei stöchiometrisch; Das Verhältnis der benötigten Luftmenge zur tatsächlichen liegt dabei zwischen 1 und 1,1. Die größtmögliche Leistungsentfaltung ensteht bei einem Verhältnis von 0,8. Dann entsteht jedoch jede Mengo CO, was ja schon seit langem nicht mehr gemacht werden darf.

    Das ist mir alles klar und als passioniertem "Motorenschnellermacher" geläufig. Das betrifft aber bei mir in erster Linie Benziner für Motorräder.
    Wird denn eine gedrosselte Ladung über eine Drosselklappe beim Diesel nicht mehr heiss genug für die Zündung? Das wäre eine Erklärung. Die Zündtemperatur wird eben nur erreicht, wenn er eine ungedrosselte Ladung komprimieren kann.

  • Es ist das Problem grosser Schiffsdiesel, dass sie mit Schweröl mit extrem hohen Schwefelanteil laufen. Das führte in Städten mit Hafen zu saurem Regen und Schwefelsäureproblemen, weshalb die Schiffe in diesen Städten auf Diesel umschalten müssen. Auf offenem Meer ist den Reedereien das Wurscht.
    Das Waldsterben blieb unter anderem deshalb aus (und war kein Fake, wie schlichte Gemüter vermuten), weil der Schwefelgehalt in Dieseltreibstoffen reduziert wurde.


  • Das Fazit:


    "The results of the study support a view that the practice of dosing diesel with 2-stroke oil is surprisingly ineffective in terms of lubricity and cetane improvements. Engine performance, fuel consumption and emissions were also unchanged; however the use of 2-stroke oil in diesel is potentially harmful to modern diesel injection equipment. Trace amounts of zinc, an element which is found in most 2-stroke oils, are well known to cause injector nozzle fouling and the study measured high levels of injector fouling when the test engine was running on diesel dosed with 2-stroke oil. While the oil industry may not mind the additional revenue from the sale of 2-stroke oil with each tank of diesel, this study demonstrated that it is not in the best interest of the user to do so."


    Das heißt:


    2T-Öl wirkt sich nicht auf Cetanzahl und Schmierfähigkeit aus. [Wenn man den gesamten Text liest und Bildchen anschaut, wird man feststellen, dass es sich sogar negativ auswirkt, jedoch sind die Unterschiede marginal und es gibt immer Messungenauigkeiten.] Entsprechend hat es keinen Einfluss auf Motorleistung, Verbrauch und Emissionen. Die Verwendung von 2T-Öl im Diesel ist schädlich für das Einspritzsystem, das Öl enthält meistens Zink und dieses führt zu fehlerhaften Injektoren. Die Studie hat eine hohe Anzahl defekter Injektoren erfasst, während der Testmotor mit 2T-Öl-Diesel betrieben wurde. Die Ölindustrie hat natürlich nichts gegen zusätzliche Einnahmen aus dem Verkauf von 2T-Öl aber es ist nicht im Interesse des Anwenders.


    Der Artikel kommt von Sasol (https://de.wikipedia.org/wiki/Sasol), zumindest steht das dort.