Tausch Schaltgetriebe TD5 - dringend Ersatz gesucht

  • Hej Folkz,


    hier kommt ein Hilferuf:


    nachdem mein Bomber endlich eine komplett neue Kupplung bekommen hat (Pfanne der Schaltgabel war von Kolbenstange des Nehmerzylinders durchstoßen), wurde natürlich auch das zerbröselte Pilotlager ersetzt. Das Originalersatzteil war im Außendurchmesser geringfügig zu klein: man konnte es sehr leicht hineinschieben und auch wieder herausziehen... Neues Lager aus identischem Material gedreht und satt passend eingebaut. Nach Zusammenbau war kurze Zeit Jubel angesagt. Inzwischen macht das Pilotlager wieder Geräusche... Irre Hoffnung, dass sich die neuen Teile noch "einlaufen" müssen, war natürlich Quatsch.

    Kreischende Geräusche des Lagers nur bei getretenem Kupplungspedal, ansonsten alles unauffällig. Leider wird es nicht besser, sondern eher schlechter: wenn das Lager kreischt, bekomme ich inzwischen keinen Gang mehr eingelegt. Das Kreischen tritt NICHT grundsätzlich auf beim Betätigen der Kupplung.


    Hinweis:

    beim Ablassen des Getriebeöls vor Wechsel der Kupplung war ordentlich Metallabrieb am Magnet der Ablassschraube vorhanden.

    Getriebe hat 416tkm hinter sich, allerdings zum überwiegenden Teil Langstrecke.

    Vor Wiedereinbau war am Beginn der Eingangswelle (Richtung Motor) mehrere mm Spiel erkennbar (Welle ließ sich dabei nach oben und unten bewegen).

    Zylinderkopf ist recht neu, Motor läuft wie ein Glöckchen, Verteilergetriebe wurde vor wenigen Jahren gegen ein generalüberholtes Getriebe getauscht. Kardanwellen sind auch neu.


    Meine Gedanken:

    die Geräusche aus Richtung (Belastung) Pilotlager stehen ursächlich in Zusammenhang mit einem möglicherweise verschlissenen Schaltgetriebe (Spiel in der Eingangswelle, Metallspäne im Öl, hohe km-Leistung). Das erneute Wechseln des Pilotlagers führt demnach nicht zu dauerhafter Ruhe

    Macht es Sinn, aufgrund der Gesamtumstände ein generalüberholtes Getriebe einzubauen, welches mit neuer Kupplung und erneuertem Verteilergetriebe besser harmoniert als ein ausgenudeltes Getriebe?

    Gibt es andere mögliche nachvollziehbare Ursachen?

    Wo bekomme ich ein solches Getriebe her? Ich will im März nach Sardinien...


    Gibt es in der geneigten Leserschaft ähnliche Erfahrungen und gefundene Lösungen?


    entnervte Grüße


    Martin

    "people sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf" (george orwell )

  • Schau mal hier nach, um vorbereitet zu sein, wie es in einem ausgenudelten R380 aussehen kann.

    Ach Du dickes Kaninchen :fearful_face: :fearful_face: :fearful_face:

    Und die üblichen Beschwerden bei einem R380 treten schon bei 150-200tkm auf? Dann hat meines ja außerordentlich lange durchgehalten...


    Material des Pilotlagers hat sich am Original orientiert: wurde extern hergestellt. Frage noch einmal nach, was genau die Jungs da gedreht haben...

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  • Das Original ist ein durch sintern hergegestellter Nichteisenmetallwerkstoff. Also Kupfer, Zink, evtl. auch Zinn und Blei werden in Pulverform gemischt, verpresst und danach gebacken (das ist das eigentliche Sintern). Weil bei dem Pressvorgang ein Druck gewählt wurde, der Zwischenräume zwischen den Metallpartikeln zurück lässt, bleiben auch im gesinterten Werkstoff Poren erhalten. Mit anderen Worten: Der Werkstoff hat ein ähnliches Gefüge wie Luftschokolade! Sinn und Zweck der Anwendung: Man kann die Poren mit Schmierstoff füllen. Dazu wird das Originallager über Nacht (oder auch länger) in Öl eingelegt.

    Dein Pilotlager jault, weil kein Schmierstoff vorhanden ist. Und natürlich ändert sich der Innendurchmesser wenn der Außendurchmesser etwas Übermaß zuum Einpressen hat.

    Das Original erkennt man am höheren Preis. Oder durch den Kauf bei einer seriösen Quelle.


    Die als negativ zu bewertende Eigenschaft des R380, ist das ausgesprochen lange Durchhaltevermögen! Die Getriebe machen was sie sollen, bis sie das Öl ausspucken! Dann ist es jedoch für eine Revision zu spät.

    Oftmals wird eine längst fällige Revision zu spät bemerkt. Dann wird weit mehr als nur der Überholsatz notwendig.

  • hm, hab' Dank für die ausführlichen Erklärungen :thumbs_up:

    Nachdem ich früher auch mal leichtfertig "preiswerte" Ersatzteile gekauft und damit natürlich auf die Nase gefallen bin, lege ich inzwischen Wert auf Qualität und Herkunft. Bei "preiswerten Alternativen" verlasse ich mich in der Regel auf die Beratung bei FWD und damit meinem Haus- und Hoflieferanten. Das Original Pilotlager ist auch von dort.


    Auf die Gefahr hin, hier jetzt als vollkommen ahnungsloser Laienschrauber geoutet zu werden:


    Beim Tausch des Pilotlagers haben wir feststellen müssen, dass es nicht "satt" in der Lageraufnahme liegt, sondern leicht wieder herausziehbar ist. Es hätte also im Betrieb auf der Welle mitdrehen können und damit Reibung sowohl zwischen Welle und Lager als auch Lager und Gehäuse erzeugt. Als Ursache haben wir als interessierte Laienschrauber ermittelt, dass das alte und total zerbröselte Lager die Aufnahme im Gehäuse geweitet haben könnte und deshalb beim Fachbetrieb ein passendes neues Lager drehen lassen. Habe noch keine Rückmeldung von dort, aber meiner Erinnerung nach wurde das Lager aus Kupfer und Bronze gedreht, wobei der Bronzeanteil eine selbstschmierende Wirkung habe. Soweit der Sachstand.

    Es kreischt auch nur oft (nicht immer) beim Kuppeln im Stand, während der Fahrt ist alles unauffällig und schaltet sich butterweich, das Getriebe macht keinerlei Geräusche.


    Frage dazu: ist es möglich, das Originallager einzukleben oder ähnlich? Oder ist es wider Erwarten unerheblich, dass es im Gehäuse auch mitdrehen kann?


    Bezüglich der Aussagen zur Haltbarkeit und Belastbarkeit eines R380 bin ich jetzt etwas verunsichert: einerseits heißt es hier im Forum, dass bei einigen Getrieben schon bei 150 - 200tkm eine Revision dringend notwendig gewesen sei, andererseits schreibst Du von "ausgesprochen langem Durchhaltevermögen" :thinking_face:

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  • Das Pilotlager hat nur dann eine andere Drehzahl, wenn du die Kupplung trittst.

    200 000 ist doch eine lange Zeit.

    Bedeutet das dann, dass das Lager mit der Welle mitdreht, sprich "lose" im Gehäuse sitzen sollte?

    Mein Getriebe hat mehr als doppelt so viel km gelaufen, DAS wäre eine lange Zeit :winking_face:

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  • Frage dazu: ist es möglich, das Originallager einzukleben oder ähnlich? Oder ist es wider Erwarten unerheblich, dass es im Gehäuse auch mitdrehen kann?

    vom einkleben würde ich absehen.

    Bei Leuten die mit getretener Kumpel an der Ampel stehen wird das bestimmt ganz schön warm...

    Besorg dir doch ein Stück Vollmaterial "Sint A50" und bring dieses zu deinem Zerspaner.

    Grüße Marcel

  • Bedeutet das dann, dass das Lager mit der Welle mitdreht, sprich "lose" im Gehäuse sitzen sollte?

    Nein.Es muss halt nur dann die anderen Drehzahlen der Getriebewelle ertragen wenn du die Kupplung trittst.

    Ansonsten dreht sie ja genausoschnell wie die Kurbelwelle.

    Wir machen es so,dass es passt.


    www.x-offroad.de

  • Danke für eure Einschätzungen.

    Wenn ich also jetzt alles noch einmal auseinanderrupfen muss, dann macht es wohl eher wenig Sinn, das in Ehren gealterte Getriebe ungeprüft wieder einzubauen.


    Gibt es hier im groben Umfeld* einen seriösen Schrauber, dem ich mein R380 zwecks Revision anvertrauen könnte?


    * Wuppertal plus grob 50km


    Matzker ist zwar eine Apotheke, bietet aber Revision und Umrüstung der Übersetzungen incl. Montage für den Preis eines Tauschgetriebes an...


    gerne auch Hinweise als PM

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  • :crylaugh: Dein Ernst?

    Kurt, alias Arlo


  • Da wird der Kurt aber jetzt mit roten Wangen mitlesen und sich freuen :winking_face:


    Habe über ihn Kontakt aufnehmen können mit einem Mitstreiter, der ein G-ORBK Getriebe** zur Verfügung stellen könnte. Unsere Verhandlungen dazu befinden sich bereits auf der Zielgeraden :upside_down_face:


    Bleibt das Problem mit dem Pilotlager.


    to be continued...


    **G-ORBK

    gearbox original refurbished by kurt

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  • Der "Zerspaner des Vertrauens" hat zwischenzeitlich berichtet, dass die gedrehten Buchsen aus "GBZ" seien. Mithin sollte es sich also um "Rotguss" oder auch "gunmetal" handeln.

    Dieser Werkstoff GBZ werde in vielen Bereichen (auch in der Luftfahrt) als selbstschmierende Lager/Buchsen verwendet.

    Hoffe, ich habe das jetzt so richtig wiedergegeben...


    Mit Kurts Mittelsmann bin ich handelseinig geworden: werde also ein ATG aus Kurts heiligen Werkshallen erwerben und hoffentlich bis zum kommenden Wochenende eingebaut haben.

    Bin auf den aktuellen Zustand des Pilotlagers gespannt :thinking_face:


    to be continued...

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  • GBZ kann für Gussbronze stehen. Bronze ist eine Legierung aus Kupfer und Zinn.

    Rotguss ist eine Legierung aus Kupfer, Zinn und Zink. Es können auch geringe Bleianteile enthalten sein.

    Es handelt sich bei beiden Werkstoffen um homogene Gefüge. Es kann also kein zusätzlicher Schmierstoff eingebracht werden.

    Das mag bei langsamen Bewegungen (Klappengelenken, Türscharniere usw.) ausreichen. Bei der Pilotlageranwendung zwischen Kurbel- und Eingangswelle sollte die Buchse daher aus Sintermaterial bestehen. Zudem ist das Passungsspiel zwischen Eingangswelle und Lagerinnendurchmesser zu beachten.

    Wurden die Istmaße des neuen LR Lagers und des Kurbelwelleninnendurchmessers gemessen?

  • ... Es handelt sich bei beiden Werkstoffen um homogene Gefüge. Es kann also kein zusätzlicher Schmierstoff eingebracht werden ... Bei der Pilotlageranwendung zwischen Kurbel- und Eingangswelle sollte die Buchse daher aus Sintermaterial bestehen... Zudem ist das Passungsspiel zwischen Eingangswelle und Lagerinnendurchmesser zu beachten.

    Wurden die Istmaße des neuen LR Lagers und des Kurbelwelleninnendurchmessers gemessen?

    So langsam lichtet sich der Nebel des Halbwissens bei mir :thumbs_up:

    Gibt es irgendwo belastbare Hinweise/Daten auf das notwendige (Passungs-)Spiel zwischen Eingangswelle und Lagerinnendurchmesser? Oder ist das "Gefühlssache"?

    Werden das Lagerinnenmaß des Originallagers nehmen. Die neue Buchse wird definitiv aus Sintermetall gefertigt.

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