Getriebeeinheit LT77 / LT230

  • Den Gussmarken nach wurde das LT230 Gehäuse 1989 gegossen.
    Das Schaltgetriebe dürfte ähnlich betagt sein.


    Anlieferungszustand:



    LT77, # 50A, Suffix F
    LT230, # 22D,Suffix C (Getriebenummer seitlich eingeschlagen, keine Übersetzungsangabe)


    Die Demontage in bewegten Bildern des LT77 kann hier angeschaut werden.



    Ich gehe bei dieser Dokumentation nur auf Besonderheiten, bzw. Abweichungen von Mikes Anschauungsmaterial ein.


    Die Sicherungsmutter der Vorgelegewelle wurde wiederholt benutzt. Zusätzlich zur Verstemmung wurde diese mit fl. Schraubensicherung versehen.






    Zum Arretieren der Welle, lege ich den Rückwärtsgang ein und gleichzeitig den 5. Gang. Das geht natürlich nur von Hand, wenn zuvor die Schaltgabel des 5. Gangs demontiert wurde.


    Die Methode mit dem Lappen halte ich für wenig würdig, nachgemacht zu werden! :nauseated_face:





    Danach werden die Gänge wieder auf neutral geschaltet.



    Statt des sonst üblichen Montageständers, ...



    ... benutze ich gern meinen, den Rücken schonenden Wendemontageständer.




    Diese Rastkugel hatte keinerlei Funktion: Sie saß im Schacht fest ohne jemals die Schaltstange arretiert zu haben!


  • Zerstörungsfreies Abziehen der Kegelrollenlager von der Vorgelegewelle.
    Diese Churchill Tools sind schon klasse!







    Abziehen des großen Kegelrollenlagers von der Eingangswelle.





    Der Innenauszieher für den Außenring des Pilotlagers der Hauptwelle funktioniert nicht!



    Die Stellschraube zum Spreizen der Schenkel verhindert die axiale Ausrichtung.



    Gut dass es Alternativen gibt! :thumbs_up:



    Sicherungsring von der Hauptwelle entfernen.



    Hauptwelle auf dem 1.Gang in der Presse lagern. Welle auspressen. Lager, Buchsen, Schaltnabe und 2. Gang von der Welle nehmen.



    Hauptwelle auf dem 3.Gang in der Presse lagern.



    Welle auspressen.



    Abgepresste Einzelteile in der richtigen Reihenfolge zwischenlagern.



    Ölpumpengehäuse abschrauben.
    Hier fehlt leider ein Positionsstift!


  • Mike hat zu dem Thema ein ausführliches Video ins Netz gestellt! Sehr sehenswert!


    Mir sind nur die ausgelutschten Synchronringe aufgefallen. Die hatten teilweise schon Kontakt mit der Verzahnung der Gangräder!
    Diese jedoch macht einen noch sehr guten Eindruck!




    Beim LT230 war die Mutter auf der Differentialwelle zwar gegen Losdrehen gesichert, jedoch nicht fest!!!! :nauseated_face:
    Soviel konnte noch bis zum vorgesehenen Drehmoment bei geöffneter Sicherung weiter gedreht werden:



    Bei nicht ausreichend vorhandener Vorspannung der Mutter kann sowohl die Buchse des Straßengangrades als auch der Innenring des Kegelrollenlager frei auf der Welle rotieren. Das ist aber so nicht vorgesehen worden.
    In der Regel rotiert zunächst der Innenring auf seinem Passdurchmesser, danach die Buchse.
    Der Innnenring des Lagers sitzt normalerweise fest auf der Welle.
    Dieser konnte jedoch von Hand auf der Welle verschoben und verdreht werden. Die ursprünglich vorhandene Übergangspassung ist demnach zu einer Spielpassung mutiert.
    Klebstoff in endfest kann da hilfreich sein, also bei der Montage. :smiling_face_with_heart_eyes:


    Die Vorspannung der Mutter presst die Buchse gegen eine Schulter der Welle und den Lagerinnenring gegen die Buchse. Innerhalb der verbleibenden Zwischenräume können sowohl das Gelände- als auch das Straßengangrad frei rotieren.



    In der Vollendung des Enstadiums gräbt sich der Innenring des Wälzlagers im Millimeterbereich in die Welle ein.
    Dann hilft natürlich auch kein Klebstoff mehr.


    Diese Mutter muss fest sitzen!
    Immer!
    Daher sollte für das Anzugmoment das entsprechende Werkzeug (gibts bei Ashcroft) benutzt werden!
    Britpart bietet Muttern mit Zweikomponentenklebstoff an.


    In jedem Fall, hat der allseits unbeliebte Klong damit eher weniger zu tun, wie auch Mike feststellte.



    Die Gleitscheiben wurden wohl schon einmal gewechselt? Jedenfalls hätten die noch einen Moment überstanden.





    Jedoch die ersten, waren dort nicht mehr verbaut!

  • Austausch des Eingangrades im VTG, links das neue mit den Querbohrungen, rechts das vorhandene ohne diese.



    Die quergebohrte Ausführung weist längere Keilnuten auf.



    Getauschte Lagerinnenringe.


  • Die Kerbverzahnung zwischen Welle und Nabe, sowie der Innendurchmesser der Abschlussscheibe und Wellendurchmesser bilden eine stramme Übergangspassung!
    Dafür wird für die Demontage ein sehr spezieller Abzieher benötigt.



    Damit der Abzieher nur am Gangrad zieht, ist ein geteiler Teller als Hilfsmittel notwendig.
    Dieser besitzt zwei gegenüberliegende Ansätze und zusätzliche Abrutschverhinderungen. Ausgeführt als 2mm Spannstift.



    Die Abzieharme sind 242mm lang und 20mm im Durchmesser.



    Eingriff des Flachstahls unter den Teller.


  • Nachdem beide Wellen mit neuen Wälzlagern und Synchronringen vormontiert wurden, muss das Lagerspiel neu eingestellt werden.


    Mike's bewegte Bilder und Tipps zu dem Thema


    Ich denke, meine drehbare Montagehilfe ist zwar etwas sehr speziell, jedoch funzt sie wunderprimstens beim Einfädeln der drei zylindrischen Abhängigkeiten in die Zwischenplatte.






    Die im Video gezeigte Montagehilfe benutze ich nur für die Montage des Rücklaufrades und der für den Rückwärtsgang notwendigen Hebelei.




    Danach wird auf der drehbaren Montagehilfe weiter gewerkelt!


  • Beim LT77 wird die Lagerluft durch Distanzscheiben, die sich unter dem vorderen Lagerschild befinden eingestellt.


    Anders als in Mike's Video besitze ich für das LT77 keinen Fundus von Distanzscheiben.
    Es stellte sich heraus, dass diese auch nicht mehr lieferbar sind.


    Es geht also um diese "Unterlegscheiben".



    Ohne Drehmaschine und genaues Stechdrehen, gehts dann nicht voran.





    Vorgelegewelle und Hauptwelle benötigen selbstverständlich unterschiedliche Durchmesserdistanzen! :nauseated_face:



    Dann kann endlich das vordere Lagerschild montier werden, ...


    ,


    um das Lagerspiel zu bestimmen.



    Mit dem Messergebnis kann nun die notwendige Dicke der Distanz hergestellt werden.


    Anders als beim R380, kann beim LT77 die Mechanik auf der Rückseite der Zwischenplatte komplett montiert werden, bevor das Lagerspiel korrekt eingestellt wurde.
    Wegen des Übermaßes der Kerbverzahnungen, muss jedoch beim LT77 Suffix F mit Hilfsmitteln gefügt werden.




    Zum Blockieren der Welle wird wieder der Rückwärts- und der 5. Gang gleichzeitig aktiviert.



    Auch hier benutze ich flüssige Schraubensicherung.
    SW der Mutter bzw. der Nuss ist 1 1/4"!



    Die Mechanik des 5. Gangs ist fast selbsterklärend.


  • Vor dem Zusammenbau muss das gusseisenere Gehäuse noch einmal herunter genommen werden.
    Diese Maßnahme ist notwendig um die Dichtung für den Einbau zusätzlich mit flüssiger Dichtungsmasse zu versehen und um das Drainagerohr vorn im Gehäuse zu wechseln.



    Ob das tatsächlich notwendig ist, bezweifele ich allerdings.
    Beim R380 fehlt das Teil vollständig. Dort, wie auch im LT77 wird das vordere Hauptwellenlager durch die Druckumlaufschmierung versorgt. Das vordere Vorgelegelager wird vom Lecköl des Hauptwellenlagers versorgt.
    Dieses offene Gerinne war wohl nur als Notversorgung gedacht?


    Die Getriebeverlängerung bekommt einen neuen Radialwellendichtring eingepresst.



    Die innen liegende Ölpumpe wurde mit metallener Verzahnung bestückt und um den fehlenden Passstift ergänzt, wieder montiert.




    Mit den so vorbereiteten Baugruppen, kann es dann morgen mit der Endmontage klappen.




  • Mike's Video zum Thema.


    Die Flachdichtungen werden zusätzlich mit flüssiger Dichtmasse versehen.
    Vorteile: Bei einer Revision lassen sich die Dichtungen leichter lösen. Bei der Montage werden die Dichtungen besser fixiert.


    Die Vierkantantriebswelle der Ölpumpe wurde leicht angefast.



    Während des Einfädelns muss das Schaltstangenjoch gefügt werden!!!



    Neuer O-Ring und neuer Schrumpfring für den Ausgang der Hauptwelle:




    Zum Aufpressen wird ein Adapter und eine Presshülse benötigt.




    Die korrekte Setztiefe ist erreicht, wenn mein Freund der Sprengring gerade eben in seine Nut will!



    Schaltstange zur Bohrung des Jochs ausrichten.



    Spiralspannstift eintreiben.



    Axiale Sicherung der Schaltgabelfixierung mit flüssiger Dichtung verbauen.



    Verschlussschraube der Schaltstangenrastung mit flüssiger Dichtung verbauen.



    Die axiale Sicherung der Schaltgabelfixierung des 5.Gangs bzw. Rückwärtsgangs war in früherer Ausführung nur hartgelötet, was zu Problemen führte.
    Daher ist bei späteren Ausführungen der Flansch mit dem Zylinder verschweißt worden.



    Flanschfläche eindichten.



    Schaltgehäuse montieren. Jetzt kann endlich auch mal durchgeschaltet werden!



    Mit eingelegtem 4.Gang sollte die Stellung der Haarnadelfeder spielfrei zu den Zapfen sein!



    Radialwellendichtring in den vorderen Lagerschild einpressen.



    Lagerschild mit flüssiger Dichtung versehen und montieren.
    Die Flüssigdichtung beeinträchtigt das Lagerspiel nicht. Der Wechsel des Radialwellendichtrings kann dort immer durchgeführt werden, sofern die flüssige Dichtung auch erneuert wird.




    Schalter für den Rückwärtsgang einstellen und abdichten.



    Neuer O-Ring am Ausgang des VTG Schaltgehäuses.



    Die eingerissene Manschette des VTG Schalthebels wurde erneuert.
    Die fehlende des Schaltgetriebes ersetzt.




    Das Schaltgestänge wurde auf den für die Anwendung notwendigen Stand gebracht.



    Nun isses wieder schick.



  • Wo hast Du die Ölpumpenräder aus Alu gefunden? Ich fand nur welche aus Hartgewebe. Aber jetzt sind sie ja schon drin.

  • Ich könnt gerade nen "Dummylandy" gebrauchen :facepalm:


    beinahe hätte ich gesagt: "ist nicht jeder von den eckigen ein Dummi-Landy?"


    Achtung, satirisches Wortspiel :smiling_face:


    Arlos Beiträge sind wunderbar. Ich hab mir schon oft überlegt: "Wie kriegt man die ins Landypedia?" Aber da muss er einfach selbst ran.



  • Bei den Getrieben befindet sich innerhalb der Schaltkonsole ein Joch. Dieses wurde damals (Suffix D), aus zwei Teilen durch Hartlöten gefügt.
    Die Verbindung bricht mit der Zeit unter der wechselseitigen Belastung.




    Durch das Fehlen dieses Fixpunktes kann es zu Schaltorgien der härteren Gangart führen.
    Eine dadurch durchgebrochene Schaltkonsole ziert mein Schnittmodell.


    Hauptgrund für diese Revision war jedoch der Zustand des Keilwellenprofils der Hauptwelle:



    Eingangsräder im LT230 ohne Schmierung, weil nicht quer zweifach durchbohrt, sorgten schon damals für bei den TD4 Fahrern heute befürchteten Vortriebsausfällen.




    Zwischenzeitlich wurde dieser Makel behoben. In der Getriebefolge (R380) wurde die Länge des Keilwellenprofils vergrößert und in der Länge des Keilnabenprofils berücksichtigt (LT230, 22D).


    LT77 oben R380 unten:


  • Das kommt mir bekannt vor:



    Ich befürchte, dass damals beim Hartlöten die Bauteile nicht auf die notwendige Temperatur erwärmt wurden, sondern nur das Lot eine Naht erzeugte?! :confused_face:
    Bei der gezeigten Anwendung ist jedenfalls nach Bruch der Naht, der Bolzen in der Bohrung frei beweglich. Normalerweise dringt beim Hartlöten das Lot komplett in den zur Verfügung stehenden Zwischenraum ein und verbindet die Teile dadurch flächig im Kontaktbereich. Dafür ist es jedoch notwendig, die angrenzenden Regionen auch auf den Löttemperaturbereich anzuwärmen. Das dauert, wenn man nach Akkord entlohnt wird,schon eine kleine Ewigkeit. :grinning_squinting_face:


    Dieser Schaden dürfte durchaus häufig vorgekommen sein, denke ich.

  • Nachdem die Hauptwelle und auch die Schaltgabel 3./4. Gang aus dem Schnittmodell entnommen waren, konnten die Komponenten mit den Neuteilen aus dem Ashcroftpaket komplettiert werden und zum weiteren Zusammenbau auf der Hilfsplattform abgestellt werden.



    Die Schaltgabel des 3. und 4. Gangs wurde ersetzt.



    Die Schaltgabel des 1. und 2. Gangs war unauffällig. Die Synchroneinheit beinhaltet das Rad des Rückwärtsgangs. Da der Rückwärtsgang nicht snchronisiert ist, können die Anspitzungen der Zähne durchaus auch verschlissen sein! In diesem Fall, ist der Verschleiß eher gering.



    Hintere Lagerträgerplatte montieren und die Vorgelegewelle mit dem Vorgelegerad des 5.Gangs versehen.



    Es kann dabei durchaus Kraft notwendig werden! Daher sollte sich die Vorgelegewelle immer noch auf deren Eingangsrad abstützen, nicht jedoch im vorderen Kegelrollenlager!



    Distanzring fügen.



    Gangrad und Synchronring fügen, Synchroneinheit aufsetzen und zum Synchronring ausgerichtet mit entsprechenden Hilfmitteln auspressen.






    Hilfsmittel entfernen, Schrumpfring ansetzen, mit den vorgenannten Hilfsmitteln aufpressen, Hilfsmittel entfernen, Sicherungsring fügen.




    Vormontierte Teile um 180° wenden und die Achse des Rückaufrades von unten durch die Zwischenplatte führen;



    dabei nacheinander die Distanz, das Rücklaufrad und abschließend die Anschlagscheibe auflegen.





    Achse ausrichten und vollständig einfädeln.



    Achse mit Hilfsmittel sichern.



    Platzhalter zwischen den Schaltgabeln ausrichten.


  • Sehr interessanter Thread!
    Alle Respekt für die Begeisterung womit "Arlo" alles
    beschreibt und bebildert.


    Herman

    Kann ich nur voll zustimmen, klasse Arlo :thumbs_up: :thumbs_up: :thumbs_up:

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