Untersetzung lässt sich nicht einlegen

  • Hallo liebe Landyfriends-Gemeinde,

    ich heiße Ernst und fahre einen 110er Td5 Hardtop von 1998. Schon einige Male hat mir euer Wissen weitergeholfen. Vielen Dank dafür.


    Nun habe ich ein Problem, zu dem ich noch keinen richtigen Hinweis gefunden habe.

    In letzter Zeit ließ sich die Untersetzung immer schwerer einlegen und sprang öfter raus. Als mögliche Ursache wurde an verschiedenen Stellen die Hebelei zwischen Schalt- und Verteilergetriebe genannt (Schwergängigkeit wegen Schmutz oder Rost, falsche Justierung).

    Ich habe deshalb den Getriebetunnel entfernt und mir das Hebelwerk angesehen. Es war alles leichtgängig. Ich habe aber trotzdem etwas geputzt und geschmiert. Bei meinen Versuchen, das Hebelwerk zu justieren, konnte ich entweder nur die Untersetzung oder nur die Straßengänge einlegen, d.h. wenn ich eine Einstellung gefunden hatte, bei der ich in der Untersetzung fahren konnte, dann konnte ich nicht in den Straßengängen fahren und umgekehrt.

    Letztendlich habe ich es jetzt so gelassen, dass ich auf der Straße fahren kann. Im Grunde habe ich die Situation durch meine Aktion aber eher verschlimmert als verbessert.

    Bevor ich jetzt alles wieder zusammenbaue (Getriebetunnel usw.) und zu einer Werkstatt fahre, ist meine Frage: Bin ich einfach nur zu ungeschickt, oder liegt die Ursache vielleicht woanders?


    Ich habe zwei Bilder angefügt:

    Blick aufs Getriebe vom Beifahrersitz aus

    Blick auf das Hebelwerk zwischen Schalt- und Verteilergetriebe (rot eingekreist die Stelle, an der ich die Justierungen vorgenommen habe)


    Viele Grüße

    Ernst

  • Mögliche Ursachen:


    Innerhalb der Gelenke befinden sich Bolzen und Nylonscheiben. Sowohl die Bolzen als auch die Nylonscheiben können verschlissen sein.


    Der obere Hebel am Schalter erscheint mir nicht richtig positioniert zu sein: Der kann noch ein ganzes Stückchen weiter aufgeschoben werden (hinter dem Hebel befindel sich normalerweise ein O-Ring); auch kann der Hebel um einen Zahn weiter verdreht aufgesetzt werden.


    Im schlimmsten Fall ist die Dicke der Schaltgabel nicht mehr ausreichend, glaube ich aber nicht.


    Wenn das Getriebe auf neutral geschaltet ist, sollte der Hebel am Schalter senkrecht stehen.

  • Hallo Arlo und Caruso,


    vielen Dank für die hilfreichen Tips. Ich glaube, ich weiß auch, was Arlo mit dem „Hebel am Schalter“ meint, siehe Foto. (Mir kam die Stellung auch schon etwas merkwürdig vor, habe mich aber nicht getraut, daran zu rühren.)

    Die Nylonscheiben hatte ich nach dem Putzen ersetzt. Das hatte ich vergessen zu erwähnen. Dadurch hatte sich das Spiel in der Hebelei auch etwas verringert.

    Ich sitze hier in Schweden, und es ist gerade sehr kalt. Das Auto steht tiefgefroren draußen vor der Tür. Ich werde den Tip, die Hebelstellung am Schalter zu verändern auf jeden Fall ausprobieren, aber das kann je nach Wetterlage noch einige Tage (oder länger) dauern. Ich werde mich auf jeden Fall zurückmelden.


    Viele Grüße

    Ernst


  • Weil ich die Schalthebel immer an der Werkbank einstelle, habe ich eine Kleinigkeit nicht erwähnt:


    Wenn mit einer Zange die Durchschaltbarkeit an der Eingangsschaltwelle des LT230 überprüft wird, wird man feststellen ( in den meisten Fällen), dass sich aus der Neutralposition nicht immer auch die beiden anderen Positionen einlegen lassen!

    Im eingebauten Zustand kann dann ein Rad durch einseitiges Anheben der Achse frei gehoben werden. Mit offenem Mittendifferential kann danach die Durchschaltbarkeit vom Straßengang über die Neutralstellung bis zur Untersetzungsstellung eingestellt werden!


    Zu beachten ist folgender Umstand:


    Unterhalb der Gummimütze des VTG Schalters befindet sich innerhalb eines massiven Blechs ein Fenster. Dieses begrenzt die Bewegungsfreiheit des Handschalthebels.

    Beim Einstellen des Schaltweges ist darauf zu achten, dass die Rastkugel, die die Schaltstange im Inneren des Gehäuses fixiert ( die Rastung ist deutlich hörbar) erfolgt, bevor der Handschalthebel innerhalb des Fensters des Schalter anschlägt!!!

    Diese Feineinstellung erfolgt durch das Verdrehen der beiden M8 Muttern unten am Gestänge.

    Die grobe Voreinstellung erfolgt oben am Hebel über die Verzahnung.


    Eine Funktionsprobe sollte immer mit angezogenen Muttern unten am Gelenk und angezogener M6 oben am Klemmstück vorgenommen werden!


    Gutes Gelingen! :thumbs_up:

  • Hallo Arlo,

    vielen Dank für Deine Hinweise.

    Bei meinen bisherigen Versuchen, das Gestänge einzustellen, habe ich nach jeder Änderung den Motor gestartet und mehrfach ein- und ausgekuppelt, um den Effekt der Einstellung zu überprüfen.

    Ich hatte auch das Gefühl, das geht nicht anders.

    Weil es hier immer noch so kalt ist, wollte ich mir diese Prozedur und dem Landrover die Kaltstarts

    im Moment ersparen, und das Ganze noch etwas verschieben, bis es draussen wieder etwas wärmer geworden ist. Wenn ich Dich aber richtig verstehe, muss die Einstellung auch ohne laufenden Motor möglich sein (ein Rad aufbocken, Differentialsperre lösen, Grobeinstellung an der Klemmmutter vornehmen, Feineinstellung am Gestänge vornehmen).


    Viele Grüße

    Ernst

  • Hallo,

    ich war eben nochmal draussen beim Auto. Mir sind zwei Dinge aufgefallen:

    1. Ich spüre und höre keinerlei Rastpunkte, weder am Veteilergetriebe-Schalthebel noch an dem kleinen Hebel direkt am Verteilergetriebe. Zum Testen habe ich die Hebelstange zwischen Schalthebel und Verteilergetriebe ausgehängt, um auszuschließen, dass vielleicht eine falsche Feineinstellung den Weg des Schalthebels behindert. Das hat aber nichts gebracht.

    2. Ich habe das Auto hinten links aufgebockt. Wenn ich das Rad bewege, dreht sich die hintere Kardanwelle. So weit, so gut. Was mich aber wundert, ist, dass das Rad sich auch dann frei drehen läßt (inklusive Kardanwelle), wenn ein Gang eingelegt ist (Schaltgetriebe im 1. Gang, Verteilergetriebe im Straßen- oder Geländegang). Ich hatte erwarte, dass das Rad dann blockiert.


    Ich hoffe, dass ist so verständlich.


    Viele Grüße

    Ernst

  • Damit hast du mich kalt erwischt!

    Wenn du hinten an einem frei drehenden Rad drehst, rotiert im Mittendifferential das hintere Sonnenrad und wälzt sich auf den Planetenrädern ab ohne ein Drehmoment in den Diffkorb abzugeben.

    Meine Anleitung bezog sich leider nur auf die Ausrichtung der Sperrenverzahnung zum Sperrenschaltring und wird mit frei drehendem Vorderrad durchgeführt.


    Damit sich im Inneren des LT230 die beiden Räder auf der Differentialwelle drehen, muss diese angetrieben werden. Das kann auf unterschiedliche Weise erfolgen:


    - Motor starten und mit eingelegtem Gang im R380 die Fuhre etwas vorwärts oder Rückwärts bewegen

    - vorn ein Rad frei heben, Sperre einschnäppern lassen und auch hinten ein Rad freiheben oder die Antriebswelle aus dem hinteren Diff freiziehen.

    - beide Kardanwellen von den Ausgangsflanschen des LT230 abschrauben


    Mit gesperrtem Mittendiff kann danach von außen (durch Drehen an einem der Kardanflansche oder am Vorderrad) die Hauptwelle angetrieben werden. Weil sich die beiden Räder dabei mit unterschidlicher Drehzahl gegen die Vorgelegewelle abwälzen, passen irgendwann beide Schaltverzahnungen der Gangräder in die Verzahnungen des Schaltrings. Versprochen!


    Wenn du bei den tiefen Temperaturen keine Rastungen hören oder spüren kannst, kann das auch an der Zähigkeit des Öls liegen.


    Bei Vorgenanntem muss das Fahrzeug gegen Wegrollen nach vorn oder hinten gesichert werden!!!

  • Hallo Arlo,

    vielen Dank für Deine Hinweise. Ich weiß Dein konstruktives und geduldiges Engagement wirklich sehr zu schätzen.

    Die nächsten ein bis zwei Wochen bin ich nicht zu Hause und kann mich nicht um meinen Problemfall kümmern. Ich melde mich aber, sobald es Neuigkeiten gibt.

    Viele Grüße

    Ernst

  • Hallo,

    meine Versuchsanordnung sieht folgendermaßen aus: Rad vorne links freigehoben, Sperre eingelegt, Rad hinten links freigehoben. Drehen am Vorderrad.

    Das einzige, was ich beobachte, ist, dass das Hinterrad mitdreht, wenn die Sperre eingelegt ist, und aufhört zu drehen, sobald ich die Sperre löse. Das scheint mir erstmal nicht ungewöhnlich zu sein.

    Merkwürdig ist nur, dass es dabei völlig egal ist, welchen Gang (sowohl beim Hauptgetriebe als auch beim Verteilergetriebe) ich eingelegt habe oder ob ich überhaupt einen Gang eingelegt habe.

    Es ist so, als ob das Verteilergetriebe immer im Leerlauf steht, und der Schalthebel überhaupt keine Funktion hat (außer dem Einlegen und Lösen der Sperre). Es rastet auch nichts ein (außer der Sperre, bei der man ein deutliches Klicken hört), und die Räder lassen sich immer frei drehen.

    Was mache ich falsch?


    Viele Grüße

    Ernst

  • Wenn im Schaltgetriebe ein Gang eingelegt wird und das VTG nicht auf N steht, sollte eine Drehbewegung am Rad nicht möglich sein!

    Da das bei dem Versuchsaufbau dennoch möglich ist, sollte sich das VTG in Neutralstellung befinden!


    Mögliche Ursache: Schaltstange vor der Schaltgabel abgebrochen.

  • Hallo,

    „Schaltstange abgebrochen“ hört sich gar nicht gut an.

    Ich habe eben den Motor gestartet und habe versucht einen Gang einzulegen. Es funktioniert nicht, das Verteilergetriebe ist immer im Leerlauf.

    Was mich wundert ist, dass ich ja noch mit eigener Kraft an die Stelle gefahren bin, an der das Auto jetzt steht, und ich außer den beschriebenen Tests nichts gemacht oder verändert habe. Gibt es vielleicht noch eine Chance, irgendwie den Straßengang einzulegen, um so zur Werkstatt zu kommen (ohne Abschleppwagen)?


    Viele Grüße

    Ernst

  • Öl ablassen und auffangen, rechteckigen Revisionsdeckel unten vom VTG abschrauben und den Schaltring nach hinten schieben. Deckel abdichten, Öl auffüllen und fahren wie gewohnt.

  • Hallo Arlo,

    vielen Dank für Deine Anleitung.

    Die Temperaturen sind wieder im Plusbereich, und so habe ich mich ans Werk gemacht.

    Öl ablgelassen, den Deckel entfernt. Dann wollte ich den Schaltring nach hinten schieben, was jedoch nicht klappte. Daraufhin habe ich wieder ein Rad vorne und hinten freigehoben, die Sperre eingelegt und auf dem Rücken liegend mit einem Fuß vorne am Rad gedreht und gleichzeitig versucht, mit einer Hand den Schaltring nach hinten zu schieben. Der Schaltring hat vielleicht 1 bis 2 mm seitliches Spiel, läßt sich aber sonst nicht weiter bewegen. Ich habe ein Bild von der momentanen Situation gemacht. Rot markiert habe ich das, was ich für den Schaltring halte.

    Hast Du (oder hat jemand) vielleicht noch einen Tipp?


    Viele Grüße

    Ernst


  • Die rote Umwandung markiert den Schaltring! :thumbs_up:


    Für dich nicht sichtbar greift auf der Rückseite die Schaltgabel in diesen. Die Schaltgabel ist wiederum mit der Schaltstange fest verbunden. Die Schaltstange hat an ihrem Ende drei Eindrehungen in die jeweils eine durch eine Druckfeder belastete Kugel einrastet. Das ist der Widerstand den du spürst, wenn du den Schaltring verschieben willst. Wenn die Schaltstange gebrochen ist, musst du mit reichlich Kraft daran werkeln!


    Gegenprobe:


    Bewegt sich der Schaltring, wenn der Untersetzungshebel vor oder zurück gelegt wird? Wenn ja. wie weit?

    Es kann auch sein, dass sich der Gewindestift im Inneren der oben auf dem vorderen Gehäuse montierten Umlenkung, sich gelöst hat. Dann wird die Drehbewegung nicht oder nur unvollständig auf die Schaltstange übertragen.


    Wenn das die Ursache sein sollte, muss gleichzeitig Kraft auf den Schaltring und auf den Handhebel ausgeübt werden.


    Die Schraube, die die Druckfeder unter Vorspannung hält, sitzt hinten rechts oben im Hauptgehäuse. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob man diese in der Situation überhaupt erreichen kann? Für den Fall, dass du dort hinlangen kannst: Es ist entweder ein Gewindestift im 6er Innensechskant oder eine Schraube mit flachem, rundem Kopf und gleichem Innensechskant. Die Schrauben sind eingeklebt und können sehr fest sitzen! Nach dem Lösen und Herausdrehen um 1,5 Umdrehungen, sollte sich der Schaltring jedoch bedeutend leichter verschieben lassen.


    Gutes Gelingen! :thumbs_up: :thumbs_up: :thumbs_up:

  • Hallo Arlo,

    erst noch einmal vielen Dank für Deine Geduld. Ich komme leider nicht weiter, was jedoch nicht an Deinen Tipps liegt, sondern daran, dass ich mit meinen handwerklichen Fähigkeiten langsam am Ende bin. Was ich noch berichten kann, ist folgendes: Ich habe eben noch einmal das Schaltgestänge ausgehängt, um den Hebel am Verteilergetriebe mit der Hand zu betätigen. An dem Hebel ist praktisch kein Widerstand zu spüren und ohne große Kraftanstrengung lässt er sich auch ein gutes Stück mit der Welle aus dem Gehäuse ziehen (siehe Bild).


    Viele Grüße

    Ernst


  • Dann schraub mal das kleine Gehäuse ab,sechs Schrauben.

    Darin sollte sich ein kleiner Hebel finden,

    der normalerweise mit der Welle verschraubt ist.

    Wir machen es so,dass es passt.


    www.x-offroad.de

  • Hallo Arlo und Caruso,

    ich möchte mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber ich glaube, die Ursache des Problems ist gefunden. Ich habe das Gehäuse mit der Querwelle abgeschraubt. Darin ist der Hebel mit der Fixierschraube (Bild 1). Der Hebel ist aber nicht fixiert, sondern ohne allzu großen Kraftaufwand auf der Welle verschiebbar. In dem Schacht unter dem Gehäuse sieht man die Schaltstange mit einer Einkerbung für den Hebel (Bild 2). Die Schaltstange konnte ich relativ leicht nach hinten schieben, so dass der Schaltring mit einem deutlichen Klack einrastete. Ich habe mich unter das Auto gelegt und ins Getriebe geguckt und denke, das sieht gut aus. Der Straßengang ist drin, ich müsste also theoretisch wieder fahren können. Das aufgebockte Rad lässt sich bei eingelegtem 1. Gang nicht drehen.

    Vorher muss ich aber noch das inzwischen für meine Verhältnisse zerlegte Auto wieder richtig zusammenbekommen.

    Ich danke Euch noch einmal sehr für die kompetente Hilfe.


    Viele Grüße

    Ernst