Ein interessanter Artikel, der die Dinge beim Namen nennt.

https://www.heise.de/autos/art…ikel_4538337.html?seite=2

Klare Worter und auf dem Punkt gebraucht

Es ist halt ein Fahrzeug, welches dem noch aktuellen Zeitgeist und den Anforderungen der überwiegenden Kundschaft und dem Rotstift beim Hersteller entspricht.

Früher hatte ich PKWs, deren Kurvenverhalten im Grenzbereich neutral bis berechenbar war, ganz ohne Elektronik.
Dann kam die Antischleuderprogrammierung, eine Ergänzung des vorhandenen ABS, welches bis dahin wenig technik- und physikinteressierten Fahrern, also Ottonormalverbaucher, das Bremsen und Lenken in Grenzsituationen erleichtern sollte. Mit dem ESP fuhren die Autos meist relativ sicher durch die Kurve, selbst Fahrzeuge mit extrem kurzem Radstand. Der Aufwand für neue Fahrwerksentwicklung wurde offenbar geringer, die Elektronik richtet es ja und den Nutzer war es egal, solange es funktioniert. Der Kostenaufwand beim Hersteller sank, zumindest für den mechanischen Bereich.

Gleiches bei der Traktionskontrolle, die selbst grobmotorische Gasfüße zu Meistern beim Anfahren z.B. im Schnee machten.

Dann kam der Chelsea Tractor, voran der Discovery 3. Bis heute ist dieser Typ beliebt bei Großstädtern, die in ihrem Leben allenfalls Bordsteinkanten und Baumwurzeln graziös erklimmen. Kaum einer will diese hochpreisigen Kisten überhaupt wirklich ins unwegsame Gelände lenken und nur wenige wagen damit mehr als einen Feldweg.

Wir haben und vor einigen Jahren ebenfalls einen dieser Großstadtpanzer gekauft. Im Gelände kommt er deutlich weiter, als wir es ihm zugetraut hätten und dies ist weitestgehend ein Verdienst der ganzen elektronischen Helferlein. Ein Offroadfahrzeug für Dummies wie mich oder eben für jene, die Technik nicht weiter interessiert. Zumindest solange wie diese funktioniert.

Erwähnen sollte ich dabei noch, das unserer Wagen bis zur Radnabe im Schlamm versenkt wurde, Wasserdurchfahrten von mehr als 60cm hinter sich hatte und dabei bislang nie ein elektronisches Problem hatte, welches nicht mechanisch verursacht wurde. An mechanischen Defekten waren es jedoch schon einige und teure, aber nicht z.B. die ach so anfällige Luftfederung, wenn man mal vom mittlerweile verbesserten Luftkompressor absieht . Am wenigsten mag so ein Wagen defekte Akkus oder schwächelnde Lichtmaschinen. Dann tauchen Fehlercodes auf, deren Kausalitäten man zu deuten wissen muss oder wenigstens die Hilfe einer Werkstatt mit Sachkenntnissen und entsprechenden elektronischen Gerätschaften. Die lachenden Niederländer im Fürsten Forest mit ihrem aufgerüsteten Defender kamen damals auch nur 5m weiter als unser Wagen im Schlamm mit Winterreifen.

In Summe ist das jedoch eines der vielseitigsten Fahrzeuge, die ich bislang besessen habe. Gut weniger Gewicht und Verbrauch wären schon nett gewesen, gab es aber nicht für das Geld. Als Arbeitstier oder reinen Offroadspaß ist er mir jedenfalls (noch) zu schade, dafür gibt es andere, bessere, Fahrzeuggattungen.

Der "Neue" wird ebenso seine Anhänger finden, da bin ich mir sicher. Ob dieser "typische" Anfälligkeiten aufweisen wird, ist wahrscheinlich. Vielleicht ist der Neue aber auch einfach nur deutlich robuster als ein SUV, was für die meisten Käufer lediglich ein angenehmer Nebeneffekt wäre.

Ich glaube jetzt sind alle durch die meinen ein Video zum neuen Defender machen zu müssen