So, es sind zwei Jahre vergangen, Osram ist mit einem Nachfolgermodell der Night Breaker H4 LED auf dem Markt. Scheinbar ist denen selbst aufgefallen, dass die Konstruktion des alten Modells in jeder Hinsicht eine schwache Leistung war. So kam es dann wohl, dass das neue Modell "smart" wurde. Mal sehen, ob die diesmal wirklich clever waren.
Vorab nochmal ein Blick auf das PCB der alten Version, die 2022 auf den Mark kam. Das war aus herkömmlichen Epoxidharz-basiertem Material mit quasi nicht vorhandener Wärmeleitfähigkeit. Dafür wurde an Wärmeleitpaste nicht gespart, allerdings nur hinsichtlich Menge, nicht in Bezug auf die Qualität. Wie man an den Schrumpfungsrissen und den Abblätterungen (durch Austrocknung) sieht, wurde die billigste Paste verwendet, die sich auftreiben ließ. Eine hochwertige Wärmeleitpaste trocknet nicht aus, bleibt dauerhaft pastös und schrumpft auch nicht. Ebenfalls fällt die extreme Schichtdicke der Paste auf, die daraus resultiert, dass die Aussparung im Alugehäuse zu groß für die PCB-Dicke ist.
Der Laie mag denken: ist doch gut, wenn da so viel ist, dann wird die Wärme gut abgeleitet. Nein, ist es nicht. Die Leitfähigkeit selbst einer sehr guten Paste ist mit 10 W/mK um Welten schlechter als die von Alu (220 W/mK) oder Kupfer (380W/mK). Die verwendete Billigpaste dürfte unterhalb von 1,5 W/mK liegen. Weil die Leitfähigkeit der Pasten so viel schlechter ist, muss die Schicht möglichst dünn sein. Im Idealfall wird die Paste bei der Montage weitestgehend verdrängt, es bleibt nur ein hauchdünner Film nicht messbarer Schichtdicke. Komplett unverständlich: Osram wusste, dass das PCB zu dünn bzw. das Gehäuse zu groß gefertigt ist, und hat entsprechend viel Paste aufgetragen, damit überhaupt irgendein Kontakt gegeben ist. Warum macht man einen solchen Pfusch? Warum korrigiert man nicht einfach das Gehäuse oder bestellt ein dickeres PCB? Wird da gar nichts vor der Serienfertigung geprüft?
Ein weiterer Blick darf gerne auf den Querschnitt der Zuleitungen fallen. Selbst der Lüfter mit seinen 0,15A hat größere Kabelquerschnitte... Wirklich beachtlich ist, dass dieser winzige Stecker die immerhin 1,8A übertragen konnte (Vergoldung sei Dank). Zugentlastung ist auch so ein Thema, das noch nicht bis zu Osram vorgedrungen ist. Ist nämlich nicht vorhanden. Das Kabel liegt einfach in einer runden Aussparung im Gehäuse, ohne jegliche Profilierung oder wenigstens etwas Quetschung. Wie auch, wenn man sich ansieht, wie weit die nächste Schraube (M2,5) weg ist (da wo die Wärmeleitpaste anfängt). Schon bei leichtem Zug zieht man das Kabel aus dem Gehäuse und damit die Kontaktfedern aus dem filigranen Stecker (der ist etwa 4mm breit).
Ebenfalls sieht man den Lüfter, der aus Kostengründen (bei einem VK von 130 Euro...) eine Standardbauform hat. In Folge sind die Rotorblätter winzig, der Luftdurchsatz unterirdisch und zu allem Übel kommt die Luft durch die Wandung schlechter mit dem Kühlkörper in Kontakt. Kein Wunder, dass der Kühlkörper schon nach kurzer Zeit so heiß wird, dass man ihn nicht mehr anfassen mag. Wenn man berücksichtigt, wie schlecht die Wärmableitung von den LEDs gestaltet ist, mag man sich gar nicht vorstellen, wie heiß es denen wird.
Im Vergleich dazu mal das PCB-Design einer Koyoso H4-LED, wie sie 2019/2020 im Handel waren (Designdatum September 2018, wie man im Bild sieht). Kein Epoxy-PCB sondern Kupfer-IMS (2mm dick). Die Elektronik sitzt komplett im Stecker. Doppelt so dicke Kabelquerschnitte, Zugentlastung. Ein Kühlkörper, der den Namen verdient. Kein Standardlüfter, sondern eine gehäuselose Bauform,die trotz kleinerer Größe erheblich größere Rotorblätter und mehr Luftdurchsatz hat. Hochwertige Wärmeleitpaste, allerdings hätte die durchaus flächiger aufgebracht sein dürfen. Obwohl die Lampe noch etwas mehr Watt verbrät und die Abwärme zweifellos besser zum Kühlkörper gelangt, bleibt dieser deutlich kälter.
Wie man sieht, gibt es reichlich Potential das neue Modell wirklich "smarter" zu machen.
Die Montageplatte ist unverändert zum Vorgängermodell (links im Bild): extrem scharfkantiges Tiefziehblech mit angespritztem Kunststoffteil. Rechts im Bild: die einteilige, massige Metall-Spritzgussplatte von Koyoso, die Osram auch bei seinen nicht straßenzugelassenen XTR H4-LEDs verwendet (https://www.osram.de/ecat/gb/en/GPS01_4099980/ZMP_4062882/).
Osram hat nun verstanden, dass die Wärme von den LEDs weg muss und verwendet auch ein Kupfer-IMS (links Osram, rechts Koyoso). 5 Jahre nach Koyoso und nur 1mm dick (statt 2mm), aber die Lampe kostet ja auch nur viermal so viel, da darf man nicht zu viel erwarten...
Das Kühlkörper-Design wurde deutlich verbessert. Aber man hat sich auch noch viel Potential für die nächste Generation bewahrt...
Der Lüfter ist kein Standardlüfter mehr. Leider sitzt er bündig mit der Rückseite. Kommt da ein Kabel ran, schleift es am Lüfter oder blockiert diesen sogar ganz. Bei Koyoso sitzt der 4mm Lüfter vertieft, wodurch sich dieses Problem entschärft. Wenn man die Elektronik aus der Lampe verbannt, reduziert man dort nicht nur die thermische Belastung, sondern hat trotz kürzerer Bauform noch Platz für solche Features...
Bilder vom Innenleben gibt es nicht, das neue Gehäuse wurde vernietet.
Das neue Modell hat die gleiche KBA-Genehmigungsnummer wie das alte Modell. Das wundert mich etwas, weil die beiden Generationen ja unterschiedliche Konstruktionen sind.
Osram wirbt mit 45% mehr Helligkeit gegenüber dem Vormodell (330% statt 230% gegenüber Halogen), gleichzeitig wird in den technischen Daten eine geringere Stromaufnahme, jedoch ein gleicher Lichtstrom von 1650/1000 lm genannt. Das lässt nur einen Schluss zu: der Spot mit maximaler Helligkeit ist beim neuen Modell kleiner, der dafür etwas heller. Ich sag mal so: zweckdienlich ist das außerhalb von reißerischen Marketingversprechen nicht.