LFAD 2019 - FAQ

  • Hallo,


    zwei Fragen musste ich ja beim Bergeworkshop auf den LFAD offen lassen. Die Antworten konnte ich nun recherchieren.


    1. Scharfes Knicken von Kunststoffseilen - was ist denn dann bei Soft-Schäkeln?
    Die Frage war, wenn ein Kunststoffseil nicht scharf geknickt werden darf, wieso vertragen das dann Softschäkel, die ja sehr oft über engere Radien gelegt werden?


    Antwort - kurz: Bei gleicher Bruchlast sind Softschäkel dicker, besitzen also mehr Fasern als Windenseile und haben zudem einen Schutzschlauch.


    Wenn ein Seil, egal ob auch mehreren Fasern bestehend oder massiv um einen Radius gelegt wird, entstehen im Material unterschiedliche Belastungen. Die äußeren Lagen/Schichten werden stärker auf Zug belastet, je weiter außen je stärker, die inneren sind entlastet. Somit verteilt sich die Last ungleichmäßig und das bedeutet, dass weniger Material die Last aufnehmen muss, als im geraden Zug. Da beim Windenseil weniger Fasern verwendet werden, sind diese dann auch stärker in der Biegung belastet. Beim Softschäkel wird das durch mehr Fasern kompensiert, da dann auch bei der Biegung die Last auf mehr Fasern verteilt werden kann.


    Bei Softschäkeln möchte ich noch auf einen besonderen Umstand hinweisen. Kunststoffe, besonders Polymere, unterliegen einer Eigenerwärmung bei Dehnung. In Versuchen (weil nur dort genau hingeschaut wird) wurden an Softschäkeln Hitzespuren nach ruckartiger Belastung gefunden. Die Eigenschaft der Eigenerwärmung ist wie eine Art Suizid für das Material. Wärme reduziert die Festigkeit (spätestens bei 120 Grad Celsius ist das Material zerstört), womit das Material durch Eigenerwärmung sich quasi selbst schwächt. In gewissen Grenzen ist das OK, wird die Last aber zu hoch (z.B. durch ruckartige Schocklasten), stirbt das Material den Wärmetod. Stahl ist da vollkommen unempfindlich gegen.


    2. Warum hat die Schlinge geschnürt mehr WLL?
    Das war so falsch, das ist nicht der Fall. Irgendwie ist mir das nicht aufgefallen. Fakt ist, eine Schnürung/Würgung der Schlinge reduziert das WLL, sowohl gegenüber der einfachen als auch der doppelten Nutzung. Siehe Etikett einer 3 t Schlinge:


    WLL einfach: 3 t
    WLL doppelt: 6 t
    WLL geschnürt/gewürgt: 2,4 t



    Das liegt zum eine daran, dass bei der Schnürung, ab der Schnürung die Schlinge nur noch einfach vorliegt (was zumindest 3 t ergeben sollte) und die Schnürung selbst eine Knickstelle erzeugt, die wie unter 1 beschrieben, eine ungleiche Verteilung der Last auf die Fasern verursacht.


    Wenn auf dem blauen Etikett keine Schnürung vermerkt ist, darf die Schlinge so auch nicht angewendet werden!


    Wozu dient dann eine Schnürung? Sie sitzt sehr fest um den Baum, d.h. wird nicht nur gerade gezogen, sondern ggf. auch etwas schräg ( es kommt eine senkrechte Kraft dazu), ist die Schnürung im Vorteil, da sie nicht über den Baum rutscht.


    Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

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  • Bei meinem Workshops, die ich zum Thema Bergen gemacht habe und die auf dem Wissen des Bergementors im DLRC basieren (und der seineszeichens jeden Tage mit Lasten jenseits der 10 t zu tun hat und sowohl bei der Entwicklung und Tests von Bodenzugmaterial involviert ist), sagte ich ja sehr klar, dass ich Stahlschäkel gegenüber Softschäkel bevorzuge und auch warum und dass das Risiko woanders liegt, aber nicht im Stahschäkel. Ausnahme: Bergen mit kinetischem Seil.


    Dieser Kollege ist wohl der selben Meinung und erklärt es sehr, sehr ausführlich. Er schlägt auch in die selbe Kerbe was Bruchlast und WLL angeht und das im Grunde dir Druchlast wurscht ist, auf das WLL kommt es an. Genau das adressiert ja auch das neue FTF). Wie soll es auch anders sein, so ist es nunmal....


    Sehenswert:


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    Gruß
    AWo

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