Starker Ölverlust beim Td4 2.2 - Ursachen

  • Hallo,


    wir haben nach eine längeren Fahrt Autobahn festgestellt, dass beim Anhalten des Wagens die Öldrucklampe anging und dann sofort wieder ausging. Das hieß für uns sofort den Ölstand kontrollieren. Nach einer halben Stunde Standzeit schauten wir nach und der Peilstab war trocken (also raus, abwischen, wieder rein, kontrollieren). Also zur Tankstelle und 1 Liter Öl nachgefüllt. Peilstab immer noch trocken. Den zweiten Liter nachgefüllt. Peilstab immer noch trocken. Auch sonst ist am Motor alles dicht. Keine Tropfen, keine feuchten Stellen, nichts dergleichen.


    Wir sind dann nach Hause gefahren und Nik hat am nächsten Tag noch einmal gut 2 Liter(!) nachgefüllt. Der Peilstab wurde langsam am unteren Ende feucht.


    Wo sind die 3-4 Liter von den 7 hin verschwunden? Seit dem letzten Ölwechsel sind wir 19.000 km gefahren.


    Der erste Kandidat der uns einfiel war der Turbolader. Wenn der Öl zieht kann es unschön werden. Zuletzt hatte ich die Turboladerwelle im Mai 2017 geprüft. Alles ok. leichtes Radialspiel, kein Axialspiel. Ich glaubte nicht so ganz daran, dass es der Turbo sein soll. Wir konnten auch keinerlei Anzeichen von Qualm am Auspuff feststellen. Der ist auch nicht verrust, sondern blank.


    Dann erinnerte ich mich daran, was Jochen ( @Corvus ) zu mir sagte. Es gibt da so ein dämliches Ventil im Ventildeckel (Heißt er deshalb Ventildeckel?) . Das Ventil heißt PCV (Positive Crankcase Ventilation) und ist ein federbelasteter Gummilappen, der gegen den Druck im Motor (Kurbelwellengehäuse und Ventilgehäuse) öffnet. Haben sich also genug Blow-By-Gase gebildet, öffnet der Lappen und der Druck kann mit leichtem Ölnebel Richtung Turboladereingang verschwinden. In der Serie wird diese Entlüftung einfach gegen die Atmosphäre gemacht. Das ist ja nicht mehr erlaubt. Beim meinem Td5 funktioniert das mit einer Entlüftung vom Ventildeckel zum Ansaugtrackt seit 362.000 km problemlos. Ich glaube da ist nicht mal ein Ventli drin. Nur Ford, die denken eine Idee weiter und bauen beim Td4 ein Ventil mehr ein.


    Der betreffende Schlauch:


    Aus Erfahrung (Turboladerwellenkontrolle) wusste ich, dass trotz des Ölnebels die Schläuche trocken sind.


    Erlahmt die Feder, schliesst sie wohl nicht mehr richtig und der Turboladerunterdruck kann richtig Öl, trotz vorgelagertem Ölabscheider, mit reissen. Das war also ein weiterer Anwärter auf die mögliche Ursache.


    Ich habe heute also den Schlauch Ventildeckel > Turboladeransaugschlauch abgemacht und den Schlauch Luftfilter -> Turbo, in den der andere einmündet. Und schon war die Ursache klar. Das Öl lief nur so aus dem Schlauch. Der war nicht nur feucht, in den Rillen des Schlauchs stand das Öl



    Bingo!


    Alles getrocknet, Turboladerwelle geprüft, die war auch OK, und alles wieder zusammengebaut. Das Problem ist also noch da. Was jetzt?


    1. Neuen Ventildeckel von Land Rover kaufen
    Das ganze Ventilsystem kann nur in Einheit mit dem Deckel gekauft werden (ca. 500-600 Euro)


    2. Den orignalen Ford-Deckel verwenden (Kosten 140-240 Euro)
    Jochen testet das mal nächste Woche. Der Ford-Deckel sieht genauso aus, wenn er auch noch gut passt, ist das eine Alternative,


    3. Umschalten
    Den Schlauch vom Ventildeckel verlängern und in den Rahmen legen. Den Stutzen am Turboschlauch mit Blindstück abdichten. So kann über den Ventildeckel entlüftet werden, ohne dass das Ganze saugendem Unterdruck (oder war es schiebender Überdruck?) ausgesetzt wird. Bei Bedarf oder besonderen Umständen, kann der Originalschlauch schnell auf den Turboladerschlauch gesteckt werden und der Originalzustand wiederhergestellt werden.


    Was wir noch gelernt haben, ist das der Motor gut 3-4 Liter Öl (von 7 Litern) verlieren kann, bis die Signallampe angeht. Aber er fährt noch.



    Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

    [: ]o#o[ :] SOS - Save old Series [:o]===[o:]

  • Schrob ich ja, nix zu sehen. Kein Qualm, nichts blaues. Da reichte die Menge wohl nicht aus und ggf. spielt der DPF auch eine Rolle. Das ganze ist ja irgendwo auf den 19.000 km verteilt passiert. Wie schnell das geht weiß ich noch nicht. Wir kontrollieren jetzt jede Woche um das festzustellen, bis das Problem so oder so behoben wurde.


    Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

    [: ]o#o[ :] SOS - Save old Series [:o]===[o:]

  • Mensch AWo, ich finde die Ausführung echt prima( kann selbst ich nach voll ziehen :facepalm: ), aber ich denke ein LIKE geben, würde evtl. was falsches vermitteln :winking_face: ( Weil toll ist das ja eher nicht, gell )


    Ich denke das zählt zu den Dingen die kein Landyfahrer braucht :face_with_rolling_eyes: Aber , wie DU schon schreibst, "wir" haben was gelernt....


    Drücke die Daumen, das Du das wieder schnell und günstig hin bekommst!

    Gruß Marcus



    V8, aus der Liebe zum tanken!

  • Das Ventil heißt PCV (Pressure Control Valve) und ist ein federbelasteter Gummilappen, der gegen den Druck im Motor (Kurbelwellengehäuse und Ventilgehäuse) öffnet. Haben sich also genug Blow-By-Gase gebildet, öffnet der Lappen und der Druck kann mit leichtem Ölnebel Richtung Turboladereingang verschwinden.

    Ich habe absolut keine Ahnung aber Senf habe ich.... in Kübeln! :winking_face_with_tongue: Könnte es sein, dass dieses Ventil sinngemäß nicht bei Überdruck öffnet, sondern den Unterdruck konstant halten soll, welcher von der saugenden Seite her kommt?

    Den Schlauch vom Ventildeckel verlängern und in den Rahmen legen. Den Stutzen am Turboschlauch mit Blindstück abdichten. So kann über den Ventildeckel entlüftet werden, ohne dass das Ganze saugendem Unterdruck (oder war es schiebender Überdruck?) ausgesetzt wird.

    Dann wäre im Gehäuse kein Unterdruck mehr und es ergeben sich andere Möglichkeiten für das Öl. Es würden vielleicht die Kolbenringe besser geschmiert, was ja toll ist, aber der DPF würde sich vielleicht beschweren, der soll ja manchmal zickig sein. Wenn Du an der Stelle etwas ändern möchtest, wie wäre es statt dessen einen Oil-Catch-Tank zwischen den Schlauch zu zaubern ohne grundsätzlich das System zu ändern?

  • Ein Öl-Catch-Tank verhindert nicht, dass das Öl den Schmierkreislauf verlässt. Es geht darum, dass das Öl nicht mehr rausgesaugt wird, sprich die Unterdruckverbindung gekappt wird. Mich stört nicht das der Turbo Öl durchschaufelt, mich stört, dass fast 4 Liter Öl weg waren.


    Im Gehäuse (meinst Du den Motor) ist Unterdruck? Da ist durch die Blow-By-Gase eher Überdruck, und der soll ja weg. Jochen, der das Ding schon draussen hat, sagte mir, dass die Feder gegen den Überdruck im Motor schliesst. Andersrum gesagt, durch den Überdruck im Motor geöffnet wird. Wieviel Unterdruck dann vom Turbolader ansteht kann ja nicht reguliert werden. Der sorgt halt dann nur dafür, dass es rausgesaugt wird, wenn das Ventil offen ist. Auch wenn es regulieren soll, jetzt ist sie hin und der Unterdruck des Turboladers nimmt zuviel Öl mit.


    Gemäß WHB dient das Ventil nur dazu, dass ein Rückfluss der Gase nicht möglich ist. Das würde zu Jochens Aussage passen, da bei einem Druckwechsel vom Turbolader das Ventil (in Richtung des Federdrucks) zugedrück wird.


    "When the engine is running, the depression in the turbocharger inlet duct draws in gases from the engine sump through the oil separator, PCV valve and breather hose. Any oil in the gases is removed by the oil separator and drains back into the oil pan through the drain channels in the cylinder head and cylinder block. The PCV valve prevents reverse flow into the camshaft cover when there is minimal depression in the turbocharger inlet duct."


    Wen ich die lullige Feder drin lasse und Richtung Rahmen ohne Unterdruck entlüfte, dann sollte alles OK sein. Überdruck wird im Motor nicht benötigt. Und ein Unterdruck auch nicht. Wenn es da wirklich etwas zu regulieren gäb, würde bestimmt kei Ventil eingesetzt werden, was nicht mal als Badewannenstöpsel taugt.


    Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

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  • Ein Öl-Catch-Tank verhindert nicht, dass das Öl den Schmierkreislauf verlässt. Es geht darum, dass das Öl nicht mehr rausgesaugt wird, sprich die Unterdruckverbindung gekappt wird. Mich stört nicht das der Turbo Öl durchschaufelt, mich stört, dass fast 4 Liter Öl weg waren.

    Ach sooooo, das soll die alleinige Problemlösung sein. Ich dachte es soll repariert werden und zusätzlich das Restöl entsorgt werden.


    Ich dachte das mal anders gelesen zu haben aber es scheint so zu sein. In der Zwischenzeit hatte ich auch mal mein WHB bemüht, wo es ebenfalls so steht.


    Die Kurbelgehäuseentlüftung regelt den beim Motorbetrieb aufgebauten Überdruck. Zur Vermeidung überhoher Ölverlusteoder Ölverbrauchswerte stellt der Ölabscheider sicher, dass alle während des Motorbetriebs vom Kurbelgehäuseabgegebenen Gase von Ölpartikeln befreit werden.
    Das Druckgefälle zwischen dem Kurbelgehäuse und dem Ansaugluftkanal sorgt dafür dass die Kurbelgehäusedämpfe inden im Nockenwellendeckel angeordneten Ölabscheider eintreten. Der Ölabscheider entfernt das Öl aus denKurbelgehäusedämpfen. Der Kurbelgehäuseüberdruck wird durch die Kurbelgehäuseentlüftungsleitung in dasAnsaugluftsystem abgeleitet. Das vom Ölabscheider rückgewonnene Öl läuft durch die motorinternen Ölkanäle in dieÖlwanne zurück.


    Na wenigstens konnte ich wieder etwas Senf los werden. :embarrassed:

  • Dann bleibt es bei -3.,


    Gruß
    AWo

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  • Der Ford-Deckel läuft unter 6C1Q 6K271-BH.
    Da ich meinen 2.4er hauptsächlich mit Fordteilen wieder hergerichtet habe, wird das wohl auch beim 2.2er gehen. Das gleiche Teil wurde auch in den Motoren der Transporter von Citroen und Peugeot (Jumper/Boxer) verbaut.


    /Martin

  • Danke für die Nummer.


    Gruß
    AWo

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  • Hier kann man in Ford Teilekatalogen blättern:
    https://ford.7zap.com/de/transport/


    Zum Ventildeckel:
    Dieses Ventil steht immer offen und lässt bei leichten Sog des Turbos Öldämpfe entweichen.
    Ist der Turbo so richtig in Äktschen.verschließt er das Ventil indem er daran saugt.
    Ermüdet die Feder schließt es frühzeitig.
    Beim 2.4 kann man die Kappe abhebeln und kucken,ob die Membrane noch okay ist.
    Wie das beim 2.2 ist weiß ich jetzt nicht.
    Wenn die Kupferscheiben unter den Düsen aufgeben,blasen dir die Zylinde das Öl in den Ansaugtrackt.
    Wenn der Turbo hopps geht,kann er Öl,entgegen der Saugrichtung,in den Ansaugtrakt drücken.
    Im Extremfall bis zum Luftfilter hoch.

    Wir machen es so,dass es passt.


    www.x-offroad.de

  • Aha, also andersherum mit dem Ventil. Danke.


    Das Öl kommt eindeutig vom Ventildeckel, da zum Luftfilter hin der Schlauch trocken ist. Der Schlauch zum Ventildeckel und ab dessen Einmündung in den Turboschlauch ist pitschenass.


    Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

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  • Jetzt schon. Die anderen haben es sich verdient.


    Gruß
    AWo

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  • Der Ford-Deckel läuft unter 6C1Q 6K271-BH.

    Das scheint de für den 2.4 und einen anderen 2.2er Liter zu sein. Da ist diese runde "Ablage", von der keiner weiß wofür die ist.


    Ich glaube die für den Defender ist eher die 6C1Q-6K271AK. Die entspricht eher dem Bild aus dem WHB.


    Gruß
    AWo

    Ich fahre Land Rover Defender um die richtige Work-Drive-Balance zu finden.

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