Wer Interesse hat,
hier mein Bericht nach abgeschlossener "Messorgie" am Wochende.
Ich möchte vorweg nehmen, dass hier nichts Anspruch auf Perfektheit hat, ich die Messungen mit handelsüblichen günstigen Messgeräten durchgeführt habe und die Ergebnisse vor Eigenverwendung bitte jeder für sich bewerten möge.
Für die Messungen kam ein Zangenampermeter nach den Normen: IEC-61010-1, IEC-61010-2-030, IEC-61010-2-032, IEC-61010-2-033 zum Einsatz.
Es entsricht der Überspannungsschutzklasse CAT III 300 V, CAT II 600 V, Verschmutzungsgrad II.
Anzeige: 6000 Zählungen.
Geichstrom: 6 A, 60 A, 100 A, 0,001 A, 0,01 A, 0,1 A ± (3,0 % + 5 Zählungen).
Gemessen wurde je Betriebssituation mindestens 3x, wonach ich den Mittelwert bestimmt habe.
Die Ergebnisse waren reproduzierbar, auch wenn bei den niedrigen Stromwerten im mA-Bereich die Messungenauigkeit des Messgerätes schon zu "spüren" war.
Ziel der Messungen:
Ermitteln des Stromverbrauchs an der Hauptbatterie des LR4, in Abhängigkeit vom Verriegelungszustand des Fahrzeuges und den nach Starten des Szenarios schrittweise automatisch abschaltenden Verbrauchern.
DIe Erkenntnisse sollen helfen, die Erfahrung besser zu bewerten, dass beim Kampieren nach einigen Tagen und mehrmaligem Öffnen und Schließen des Wagens die Batterie einen zu niedrigen Ladezustand hatte.
Ausgangsposition:
- Keine Fremdverbraucher die nicht mit dem Fahrtzeug im Originalzustand ausgeliefert wurden.
- Scheinwerferverzögerung im Bordcomputer ausgestellt.
- Innenraumbeleuchtung im AUTO Mode belassen.
- Hauptbatterie
nach längerer Standzeit (von ca. 3Std.) ca. 12,67V. Kapazität leider
noch nicht überprüft (Messgerät erst morgen verfügbar). Die Batterie hat 100Ah Kapazität wenn sie neu und voll geladen ist. Leider konnte ich die derzeit zur Verfügung stehende Kapazität noch nicht bestimmen. Um die zügig zu ermitteln, ist ein Batterietester hilfreich. Der ist noch im Zulauf. - Start/Stop
Batterie eingebaut, aber nicht mehr in Tackt (etwas merkwürdig / hat
12,4V, aber lässt sich nicht mehr laden / wie bereits berichtet schon
seit längerem bewußt nicht ersetzt und als Folge bekanntes GELBES ECO
Signal im DIsplay / wenn der Batterietester da ist, werde ich wohl mehr erfahren :-)).
- Zu bemerkende Ausstattung, welche sich evtl. auf den Stromverbauch bei abgeschalteten Motor auswirken könnte oder Einfluss auf die Abschaltzeiten haben könnte (falls ihr einen Vergleich machen möchtet):
- Luftfederung
- Reifendruck Sensoren / TPMS (diese Ausstattung soll nach Angabe eines Landy Freundes die Shut Down Period nach Abschließen des Wagens von 3 Minuten bei Fahrtzeugen ohne TPMS auf 15 Minuten verlängert bedingen. --> Konnte ich leider nicht bestätigen. Waren bei mir immer 3 Minuten)
- Normale Glühlampen als Tagfahrlicht, welche sich nach dem Öffnen nach ca. 15 Sekunden abschalten.
Messposition:
Das Zangenampermeter wurde um den von der Hauptbatterie abgehenden +-Leiter gelegt und nicht bewegt. Der Leiter lag innerhalb des markierten Bereichs der Zange. Das Messgerät wurde nicht berührt und es gab keine störenden Elektrischen Geräte in der direkten Umgebung außerhalb des Wagens.
Szenario 1:
Der Motor des Wagen war mehrere Stunden nicht in Betrieb.
Der Wagen wurde aufgeschlossen, die Motorhaube wurde geöffnet und die beifahrerseitige Haubenverriegelung mit Hilfe eines dicken Wandhakens (Durchmesser ca. der des Haubenriegels entsprechend) in den geschlossenen Zustand gedrückt. Der darunter befindliche Endlagenschalter signalisiert daraufhin das die Haube geschlossen ist und der Wagen lässt sich mit offener Haube verriegeln. So können Verriegelungs- und Öffnungsvorgänge auch bei offener Haube und ablesbaren Messgeräten im Motorraum vorgenommen werden.
>>>ACHTUNG!!! beim finalen Entriegeln der Haube, um den Wandhaken wieder aus der Schlossfalle zu bekommen, ein Handtuch drüber legen, da die Federkraft den Haken sonst herauskatapultiert<<<
Das Ampermeter wurde platziert und der Wagen verschlossen.
Die Messung wurde gestartet mit dem erneuten Entriegeln des Wagens. Zugleich wurde die Zeitmessung gestartet und der Stromwert des Ampermeters zusammen mit dem Ablesezeitpunkt notiert.
Ergebnis Szenario 1:
1. Strom beim Entriegeln ca. 5A (bei abgeschalteter Innenraumbeleuchtung 1A weniger)
2. Strom nach ca. 30s ca. 3A (Tagfahrlicht schaltet ab)
3. Strom nach ca. 60s ca. 2A (Innenraumbeleuchtung schaltet ab)
4. Strom nach ca. 80s ca. 0,6A
5. Strom nach ca. 33min < 0,03A (Shut Down Zustand)
Szenario 2:
Die Messung wurde gestartet als der Wagen verriegelt wurde. Alle übrigen Rahmenbedingungen blieben gleich.
Ergebnis Szenario 2:
1. Strom bein Verriegeln kurzzeitig 4,7A und dann ca. 2A
2. Strom nach ca. 30s ca. 1A
3. Strom nach ca. 120s < 0,25A
4. Strom nach ca. 3min < 0,03A (Shut Down Zustand)
Fazit:
- Im entriegelten Zustand verbraucht der LR4 ca. 33min mindestens 0,6A.
- Wenn die Türen wieder verschlossen und erneut entriegelt werden, wiedrholt sich der Zyklus. Der Zyklus wird ebenfalls neu gestartet, wenn die Türen im unverriegelten Zustand einfach mal geöffnet werden.
- Verriegelt man den LR4, sinkt der Stromverbrauch schon nach 30s auf 1A und nach 3 Minuten unter 0.03A, womit die Systeme den Shut Down Zustand ereicht haben müssten.
Fiktive Szenarien, um die Dauer bis zum kritischen Entladungszustand abzuschätzen. Dabei gehe ich mal von max. 60% nutzbarer Batteriekapazität aus (habe irgendwo gelesen, dass normale Autobatterien nur bis max. 50% Restkapazität genutzt werden sollten. Keine Ahnung wann das BMS die kritische Entladung meldet, aber das ist hier ja auch nur mal eine Annahme um ein Gefühl für die "Mindestnutzungsdauer beim Dauerkampieren mit permanentem Tür auf/Tür zu zu entwickeln. Ich rechne also mit 40% Restkapazität und 60% nutzbarer Kapazität):
1. Wagen entriegelt und alle 30 Minuten wird eine Tür aufgemacht und wieder zugemacht (ohne zu verriegeln): 60Ah/0,6A x 60 = 6000min = 100h = 4,16 Tage (die ersten 80s in denen beim Test ein höherer Strom nachweisbar war, werden hier mal vernachlässigt / will heißen, das Limit wird eigentlich eher erreicht)
2. Wagen nach Schließen der Tür verriegeln und nicht mehr öffnen: 60Ah / 0,03A x 60 =120000min = 2000h = 83Tage (die ersten 3 Minuten nach dem Verriegeln, in denen beim Test zwischen 2A und 0,03A flossen, werden hier mal vernachlässigt)
Finale bisherige Erkenntnis:
- Wenn man beim Kampieren mit vielen Familienmitgliedern häufig am Tag auf den LR4 zugreift, um das Eine oder Andere aus dem Wagen zu holen und diesen dabei nicht direkt wieder verriegelt, gehört nicht einmal eine eingeschränkte Batteriekapazität dazu sie innerhalb von ein bis zwei Wochen (ohne Nachladen) kritisch zu entleeren.
- Es ist anzuraten die Innenraumbeleuchtung dauerhaft abzustellen (ca. 3s den mittleren Taster der vorderen Innenbeleuchtung gedrückt halten).
- Verriegeln nach dem Schließen der Türen spart Batteriekapazität.
Noch für mich offene interessante Fragen:
- Bei welcher Batteriespannung schaltet das BMS im LR4 die Meldung "Starten Sie den Motor - Batterie schwach" ?
- Welche derzeitige Kapazität haben meine Hauptbatterie und die Start/Stop Batterie (werde ich die Woche mit dem Batterietester ermitteln)?
- Kennt einer eine günstigere Möglichkeit als mit einem Programmiergerät für ca. 700€ oder über den Freundlichen eine neue Batterie am BMS anzulernen?
- Gibt es eine Enpfehlung für ein Solar Panel und eine passende Elektronik zum Batterieladen und hat jemand Erfahrung im Anschluss dessen?
So, das war es für dieses Wochenende.
Allen einen guten Start in die frische Woche und nochmal herzlichen Dank an geoka für die wirklich guten Hilfestellungen.
Gruß,
Mark