Die fehlenden Zähne sind sicher Kollateralschäden des auseinandergeflogenen Lagers, oder? Das Auto ist aber nicht mit diesem Getriebe auf eigener Achse von Nordafrika bis nach Deuschland gefahren, oder?
Eine andere Frage: Spricht eigentlich bei intakten Dichtflächen irgendetwas gegen den Zusammenbau des LT230 mit Papierdichtungen? Da ist bei mir eigentlich noch nie was großartig undicht geworden. Von ganz leichtem Schwitzen bei extremen Temperaturen mal abgesehen.
Ich habe schon etliche Getriebe und auch Motoren bekommen die komplett mit Dichtmasse verkleistert waren. Nach dem Motto "viel hilft viel". Das ist ganz schön ekelig zu demontieren und gerade bei Aggregaten mit Ölpumpen auch eine Fehlerquelle.
Der Zahnausfall ist ausschließlich auf den Schiefstand der Vorgelegewelle zurück zu führen.
Ich unterstelle demjenigen, der die Revision am Differential durch geführt hatte, dieses Missgeschick.
Begründung:
Eine Stauchhülse im Originalzustand ist ca. 60,5mm lang.
Die vorgefundene Stauchhülse wurde mit 60,43mm gemessen. Dieser Längenverlust kann durch die wechselseitige Belastung der Lagerung hervorgerufen worden sein. Mechanisch gestaucht, durch anziehen der Mutter, wurde diese Hülse niemals!
Feste Distanzen sorgen bei den frühen Vorgelegen (mit den Sicherungsringen im Inneren) ab 59,15 oder kürzer, für ausreichende Vorspannung innerhalb der Lagerung. Die spätere Ausführung mit der festen Schulter innerhalb der Passbohrung benötigt meist Distanzen an 58,85mm oder kürzer.
Bei der damaligen Überholung des Differentials wurden mit großer Wahrscheinlichkeit die falschen, weil zu dünnen Distanzscheiben unterhalb der Sonnenräder verbaut. Vorgefunden wurden die dünnsten (1,05mm).
Wer Wälzlager mit der Flex ausbaut gehört mit einem nassen Lappen erschlagen!
Mit 1,3mm dicken Distanzscheiben, ist das Differential jetzt wieder einsatzbereit!
Die Kampfspur ist zwar ärgerlich, steht einer weiteren Verwendung nicht im Weg. Daher wurde das Getriebe wieder eingetütet.
Die Schaltgabelbreite der Sperrenbetätigung ist nicht mehr maßhaltig.
Kardanwellenschrauben abzureißen ist natürlich auch eine Demontagemethode.
Diese Teile habe ich vorrätig. Das oben abgebildete Straßengangrad passt leider von der Mitnehmerverzahnung nicht. Das untere, neue, sollte passt dafür wie es soll. Die Eingangswelle ist gebraucht, jedoch ok.
Neben den Gehäuseteilen, ist das der traurige Rest, der zur weiteren Verwendung zur Verfügung steht.
1. Papierdichtungen bleiben nicht dauerhaft elastisch
2. Papierdichtungsreste entfernen zu müssen, ist eine Arbeit für Menschen mit viel Zeit, Geduld und Liebe zum Detail
3. Flüssige Dichtmassen sind zwar bedeutend teuerer als Papierdichtungen, halten jedoch was sie versprechen. Außer Curil ist mir keine Dichtmasse bekannt, die aushärtet und damit im Innern Schäden anrichten kann.